vergangene Nacht träumte ich, dass die Geburt total leicht war (man darf ja noch träumen, gell...) und das Kind in der leicht abgedunkelten Atmosphäre erstmal knapp eine halbe Stunde auf mir lag, mich anschaute, mit mir kuschelte, bevor die Nabelschnur abgetrennt wurde. Der Traum erstreckte sich über mehrere Monate, das Kind lachte mich immer fröhlich an, wir waren absolut unzertrennlich. Ich liebte es genauso stark wie Herrn Rabe und Luis (und den Dicken und Pünktchen aus früheren Zeiten).
Vielleicht haben die seit einigen Tagen spürbaren Kindsbewegungen die Panik und den Absturz der vergangenen Tage verursacht.
Übel ist einfach, dass ich leider nichts und niemandem mehr vertraue, außer Herrn Rabe. Ich kann mir also von außen nicht helfen lassen, ich bin auf mich bzw uns allein gestellt. Ich muss da allein mit Herrn Rabe durch. Ich lehne tatsächlich alle Meinungen und Therapiemöglichkeiten ab, ich bin nicht in der Lage, jemanden an mich heranzulassen.
Frau Rabe - 11. Jan, 11:02
Mittwoch Nachmittag sackte ich in eine Schlechte-Laune-Phase ab. Donnerstag hielt sich das hartnäckig, und mein lieber Nachmittags-Besuch war mir im Nachhinein zu viel. Freitag lag ich den ganzen Tag völlig fertig auf der Couch und schaute mir einen Film nach dem anderen an, zum Glück hatte ich genug Filme auf Vorrat. Freitag Abend rutschte ich dann in den Abgrund, an dessen Rand ich mich verzweifelt ab Mittwoch festzuhalten versuchte. Ich weinte mir geschwollene Nase und Augen zurecht und verfluchte alles und jeden. Wie kann nur mir das passieren mit der Schwangerschaft? Warum nicht einer Frau, die unbedingt Kinder will, aber nicht kann? Was DENKT sich das Schicksal nur dabei? Was für grausame Arschlöcher haben da die Fäden in der Hand? Und ich könnte alle erschlagen, die mir sagen, das Schicksal meint es gut mit mir und es wäre eine Chance für mich etc. Wut packte mich. Genzenlos. Wie kann jemand oder etwas einfach darüber entscheiden, was gut für mich sein soll??? ICH will für mich entscheiden, was sein soll. Insbesondere bei solchen Themen. Ich wollte mich doch grad beruflich wieder umorientieren, ich freute mich so sehr über meine Entscheidung dazu, und die Chancen waren sooo gut, das auch umgesetzt zu bekommen. Finanziell hatte ich mich grad so entwickelt, dass ich anfangen konnte, mir gewisse Wünsche zu erfüllen (komplett öko leben soweit hier möglich, alternative Reisen in touristisch eher unbekannte Länder, wieder mit dem Spenden anfangen, uvm). Und ich fühlte mich mal wieder als Versager, Verlierer, miese Freundin (ich schaffe es ja nicht, Kontakte zu pflegen), völlig nutzlos, wertlos, dumm, nicht liebenswert, in eine Ecke abgeschoben, in Abhängigkeit geschubst. Ich hasste das Leben. Und aus lauter Scham über diese Gefühle, zumal Herr Rabe mir beneidenswert weit voraus ist mit der Akzeptanz der demnächst endenden Kinderlosigkeit, verbarg ich das alles vor ihm. Ich schlief furchtbar, und am Samstag konnte ich es vor Herrn Rabe nicht mehr verbergen. Er fragte mich, was seit 3 Tagen los wäre (mist, er hat es doch gemerkt), und was er tun könne. Da habe ich ihm alles erzählt, er nahm meine Hand und zog mich aus dem Loch wieder raus. Er liebt mich, ich sei das beste was ihm im Leben passiert sei, er wäre mir noch viel näher gerückt seit der Schwangerschaft, und ich soll mein Tempo wählen mich mit der Situation abzufinden und mich nicht an anderen orientieren - und zwar ohne Scham. Wir kamen überein, Kontakte nach außen wieder weiter runterzufahren, und nur in meinen sehr guten Phasen zuzulassen. Und spontan wieder abzusagen, wenn es mir kurz vorher schlechter geht. Also das Schneckenhaus bleibt jetzt mein Aufenthaltsort für die nächsten Monate, ein paar Wochen nach der Geburt sehen wir dann weiter. Samstag Spätmittag fuhren wir zusammen einkaufen (das mache ich sonst immer allein) und ich entspannte mich im Laufe des restlichen Tages. Abends haben wir eine Komödie geschaut (ja, wir haben tatsächlich immer noch Filme im Archiv) und beim Einschlafen ging es mir schon recht gut.
Frau Rabe - 11. Jan, 10:47